…und sie flatterten doch!
Zur mittlerweile 24. internationalen Batnight hatten die Naturschutzverbände aufgerufen, die alljährlich Ende August stattfindet. Entgegen der eher unwirschen Wettervorhersage hatte es Petrus an diesem Abend schließlich doch gut gemeint und so stellten sich am Samstagabend am Weisachsee 60 Personen aus nah und fern ein, darunter auch viele interessierte Kinder, um Interessantes über Fledermäuse zu erfahren und diese auch hautnah zu erleben.
Noch bei Tageslicht konnten sich die Teilnehmer an einem Infostand an der Kneippanlage anhand von Broschüren, Plakaten sowie Fledermauspräparaten über die Tiere selbst informieren oder auch das ein oder andere Mitbringsel wie Ausstechförmchen, Aufkleber, Buttons, Holz- und Magnetfledermäuse erstehen. Viele versammelten sich beim prächtig orange geprägten Sonnenuntergang am Weiher, um dem Treiben unzähliger Schwalben zuzuschauen, die über dem Gewässer geschickt der Insektenjagd nachgingen. „Wenn die Schwalben in ihre Nester verschwinden, übernehmen später die Fledermäuse diese Aufgabe. Mit etwas Glück werden wir einige von ihnen heute noch sehen und wohl auch hören“, bemerkte Jana Stepanek, Fledermausberaterin aus Scheinfeld, die diese Batnight organisiert hatte.
Noch während der Einführung, in dem einige Aspekte des Fledermausschutzes aufgegriffen wurden und die Exkursionsleiterin Rede und Antwort stand, flitzten in der Dämmerung zwei Abendsegler über den Köpfen der staunenden Gruppe hinweg. „Abendsegler sind mit die größten Fledermäuse bei uns, sie heißen so, weil sie eben schon früh aus ihren Quartieren, meist alten Spechthöhlen, zur Jagd aufbrechen. Mit 50 Stundenkilometern sind es unsere schnellsten Fledermäuse“, so die Biologin. Über 1200 verschiedene Fledermausarten gäbe es weltweit, in Deutschland immerhin 25. Begeistert waren nicht nur die Kinder, als sie zwei lebendige Fledermäuse, die sich z.Z. aufgrund ihrer Verletzungen in der Scheinfelder Pflegestation befinden, aus der Nähe bestaunen durften. „Allmächt, ist die winzig!“, entfuhr es einer Rentnerin aus Nürnberg, als sie das Mückenfledermausmännchen „Birni“ mit seinen gerade mal 4,5 Gramm auf dem Handschuh sitzen sah. Mückenfledermäuse sind in der Tat die absoluten Winzlinge unter bayerischen Flattermännern und auf Landkreisebene eher selten. Demgegenüber wirkt das Mausohr mit bis zu 40 Gramm und einer Flügelspannweite bis zu 40 cm schon fast riesig. „Diese Art lebt vor allem in geräumigen Kirchendachböden; die größte Wochenstube (Kolonie, in der die Weibchen im Sommer ihre Jungen gebären) im Landkreis NEA umfasst über 700 Tiere. Diese Art ist besonders auf Laufkäfer spezialisiert, die sie auf dem Waldboden erjagt. „Da fällt dann alljährlich eine nicht geringe Menge an Hinterlassenschaften an, sogenanntes Fledermausguano, das von Hobbygärtnern gerne als wertvoller Dünger für Rosen und Tomaten genutzt wird“, erläuterte Stepanek. Ebenfalls wurde betont, dass sich Fledermäuse nicht wie Mäuse vermehren würden, da sie nur ein bis zwei Junge pro Jahr bekämen. Außerdem seien diese fliegenden Kobolde äußerst nützlich; viele Hausbesitzer würden sich über ihre heimlichen Untermieter sogar freuen, da sie ihnen doch vor dem Haus lästige Stechmücken wegfingen. Die bei uns eher häufigere Zwergfledermaus zum Beispiel könne locker 2000 Mücken pro Nacht vertilgen. Der aktive Flug kostet die Fledermaus viel Energie und so kann sie in einer einzigen Nacht bis zur Hälfte ihres eigenen Körpergewichtes an Insekten fressen.
Bei Anbruch der Dunkelheit wurden Batdetektoren verteilt, um in Grüppchen den nächtlichen Jägern näher zu kommen und sie zu belauschen. Das sind Geräte, die die Jagdrufe der Fledermäuse, die im Ultraschallbereich liegen, für das menschliche Ohr umwandeln. Je nach Rhythmus, Klangbild und angezeigter Hauptfrequenz können mit viel Übung dann sogar einige Arten nur anhand ihrer Rufe unterschieden werden. „Plip-plop“-Laute bei 29 Kilohertz, die sich so anhören, als würde man eine Sektflasche köpfen, weisen auf Kleinabendsegler hin, zwitschernd klingende Rufe um die 45 Kilohertz hingegen auf Zwergfledermäuse. Diese flatterten an diesem Abend in hoher Anzahl über den Köpfen der staunenden Exkursionsteilnehmer. „Keine Angst, die fliegen keinem in die Haare, das ist nur ein Märchen“, lachte Stepanek. Die Frage des sechsjährigen Jonas aus Emskirchen, ob es bei uns auch Vampire gäbe, konnte eindeutig verneint werden. Vampirfledermäuse gibt es tatsächlich, sogar in mehreren Arten, doch diese leben ausschließlich in Mittel- und Südamerika. Ein Highlight des Abends waren allerdings Wasserfledermäuse, deren Rufe als monotones Geknatter, an den Klang eines Maschinengewehrs erinnernd, aus den Detektoren vernommen werden konnten. Diese mittelgroße Art, die nicht nur Baumhöhlen sondern auch spezielle Kästen im Wald rund um den Weisachsee bewohnt, kann in Bayern praktisch mit keiner anderen Art verwechselt werden: Als einzige jagen Wasserfledermäuse stets nur ganz knapp über Gewässern und setzen manchmal ihre recht großen Füße ein, um im Flug Insekten von der Wasseroberfläche zu keschern, was im Schein der Taschenlampen an diesem Abend mehrfach beobachtet werden konnte.
Die zweistündige Batnight verging wie im Flug und alle waren sich einig, an diesem Abend einem beeindruckendem Naturschauspiel beigewohnt zu haben.