
Dieser Weg wird kein leichter sein, dieser Weg wird steinig und schwer . . . ,
das wussten die 20 Teilnehmer der Exkursion in den Nationalpark Bayerischer Wald aber schon vorher.
Los ging die Wanderung nach einer gut einstündigen Busfahrt am Parkplatz des Freilichtmuseum Finsterau, zunächst auf einer asphaltierten Straße, zum Reschbach hinunter. Nach Überquerung einer Brücke führte der Forstweg durch eine urtümliche Eiszerfallslandschaft mit Moränenwällen und Findlingsblöcken des ehemals bis zu 7 km langen Schwarzbachgletschers.
Bald wurde eine Wegespinne bei der Brücke über den Großen Schwarzbach erreicht. Wir passierten eine Forstschranke und folgten einem unmarkierten Weg nach Norden. Einsetzender Nieselregen führte uns drastisch vor Augen, dass die Jahresniederschläge hier in der Kernzone des Nationalparks etwa dreimal so hoch wie in Deggendorf ausfallen. Auf halbem Weg zeigte sich linker Hand eindrucksvoll die 230m hohe Karwand am Bärenriegel mit vermoortem Karboden. Kurze Zeit später kamen bei der stattlichen Diensthütte an der ehemaligen Schwarzbachklause vorbei – die im Jahr 1823 mit 700 Baumstämmen errichtete Klause zur Holztrift ist 1892 bei einem Starkregenereignis weggerissen worden. Nach einer ausgiebigen Brotzeit ging es über eine Holzbrücke stetig ansteigend auf schmalem Pfad auf eine Hochfläche, die zum Steinfleckberg führt. Und dieser Steig hatte es in sich: Kaum sichtbar verläuft er zwischen hüfthohen und feuchten Farn- und Heidelbeerstauden; teilweise mussten auch querliegende Baumskelette überwunden werden, die der Orkan Kyrill vor mehr als 13 Jahren wie Mikadostäbe zerbrochen oder entwurzelt hatte. Heraufziehende Wolken aus dem Schwarzbachgrund erzeugten zusammen mit bizarren Baumgespenstern eine Stimmung, wie sie der deutsch-tschechische Schriftsteller Karel Klostermann in seinem Roman „Aus der Welt der Waldeinsamkeiten“ beschreibt. Obwohl wir uns in der „Wohnstube“ von Rothirsch, Wolf, Luchs und Auerhuhn befanden, bekamen wir nur einen Wanderfalken zu sehen. Nach eineinhalb Stunden Gehzeit erreichten wir die kleine, verwitterte Blockhütte am Steinfleckberg (1.341 m); dieser ist quasi der „kleine Bruder“ des gegenüberliegenden Lusen mit einem ebenfalls ausgeprägten Blockstrom aus flechtenüberzogenen Granitsteinen. Nach einer kurzen Pause folgten wir einem alten Holzhauersteig abwärts zum „Kirchlinger Stand“, auf dem jahrhundertelang bis 1956 die Bauern der Ortschaft Kirchl in der Gemeinde Hohenau ein Waldweiderecht hatten. Heute ist er ein traditioneller Brunftplatz des Rotwildes. Wir überquerten den Schachten und stiegen diagonal zum Grenzkamm am Moorberg auf, wo wir nach einer weiteren Stunde Gehzeit das ehemalige Dreiländereck „auf dem Marktfleckl“ nördlich des Lusengipfels erreichten. Die markanten Grenzsteine tragen das kurbayerische -, böhmische – und das fürstbischöfliche Wappen von Passau und Jahreszahlen, die bis 1692 zurückgehen. Aufgrund der fortgeschrittenen Zeit ließen wir den allen Teilnehmern von früheren Touren bekannten Lusengipfel aus und stiegen nunmehr über den Finsterauer Lusensteig ab; dabei überquerten wir den Oberlauf des wildromantischen Kleinen Schwarzbachs. Neben Zwergweidensträuchern, Weidenröschen und Digitalis entdeckte eine Teilnehmerin eine Pflanze, die wir an dieser Stelle gar nicht erwartet hätten, nämlich einen Ungarischen Enzian. Sicher war dieser früher in den Hochlagen um die Kirchl-Hütte bzw. dem Marktfleckl verbreitet, wurde aber mittlerweile nach Aufgabe der Beweidung von Seegras und Heidelbeeren verdrängt.
Wir erreichten die Schwarzbachbrücke und folgten dem bekannten Weg vom Vormittag zum Freilichtmuseum, wo uns bereits der Bus erwartete. Die eindrucksvolle Tour fand einen gemütlichen Abschluss im Gasthof Fuchs in Mauth.